Geschichte

Geographische Lage und Gliederung

Die Gemeinde Viehdorf erstreckt sich über eine Fläche von 1.579 Hektar.
Die Gemeinde besteht aus dem Hügelland des Alpenvorlandes, das sich bei Viehdorf plateauförmig auf 358 m erhebt, gegen Nordosten aber allmählich abfällt. Südöstlich liegt der Haubenberg, der zum Ybbsfeld ziemlich jäh abfällt. Das bedeutendste Gewässer ist der aus der Gegend von Neustadtl kommende Seiseneggerbach, der von der Blumaumühle bis Seisenegg die östliche Gemeindegrenze bildet. Bei Seisenegg windet er sich durch ein schluchtartiges Tal und fließt zu einem Arm der Ybbs (Mühlbach). Der Holzbauernbach (Altbach) hingegen fließt zur Donau.


Die Gemeinde Viehdorf besteht aus den drei Katastralgemeinden:

Hainstetten

nordöstlicher Teil der Gemeinde, mit den Ortschaften Hainstetten, Reinswidl, Reikersdorf und Schiltdorf.

Seisenegg

südlicher Teil der Gemeinde, mit den Ortschaften Seisenegg, Atzelsdorf, Grub, Haubenberg, Obernhof und Sippenberg

Viehdorf

westlicher Teil der Gemeinde, mit den Ortschaften Berging, Ennsfeld, Hochholz und Wieden


Historischer Werdegang

Im Raum Viehdorf lag einst ein sehr wichtiger Straßenverkehrsknotenpunkt. Hier trafen die wahrscheinlich römische, sicher aber die frühest-mittelalterliche "Hochstraße", über Oed kommend, mit dem "Herfurt" zusammen. Herfurt bedeutet "Heerstraße", Hauptstraße, sie umging von Ardagger kommend, den gefährlichen Donauweg im Struden als Landstraße. An ihr lag der wehrhafte Sitz Herfurt, dessen Nachfolger der Edthof ist. Genau am Zusammentreffen der Hochstraße mit dem Herfurt befand sich auch ein wehrhafter Sitz, mit dem uralten Namen Ennsfeld (Enzenfeld). Von sehr hohem Alter ist auch der Ort Viehdorf, denn er zeigt die älteste Siedlungsform, das ohne besonderen Ordnungsprinzip entstehende Haufendorf. Die beiden Namen Viehdorf und Schiltdorf lassen auf einen alten, sehr bedeutenden Wirtschaftsbetrieb schließen.

"Viehdorf" war in der Zeit vor 955 der Name eines viehzüchtenden Großbetriebes, "Schiltdorf" ein Betrieb, der Schilde erzeugte. Die Schilde bestanden aus einem festen Holzrahmen, der mit Leder überzogen wurde. Die Häute für das Leder wird man aus dem benachbarten Viehdorf bezogen haben. Der Mettener Historiker W. Fink nimmt an, dass das niederbayrische Kloster Metten, welches von 900 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in Eisenreichdornach begütert war, mit seinem Grundbesitz ursprünglich bis an die beiden vorhin genannten Straßen grenzte und diesen kombinierten Großbetrieb aufgezogen hat. Als das Kloster Metten vom 10. bis 12. Jahrhundert "Kommende" der bayrischen Herzöge war, d.h. dass diesem das Klostergut überantwortet wurde, erlitt es schwerste Verluste, denn der Herzog gab die Güter an Adelige aus, die er dafür zu Kriegsdiensten verpflichtete. Damals mögen Viehdorf, Hainstetten, Seisenegg, Reikersdorf und Schiltdorf Adelsgüter geworden sein, von denen sich die drei erstgenannten mit großem Grundbesitz länger behauptet haben.

Ein Adelsgeschlecht der Viehdorfer starb erst um 1500 aus. Man zeigt in Viehdorf den Platz, wo einmal deren Wasserschloss gestanden sein soll. Die Viehdorfer gründeten im Ort die Kirche, sie war aber nur eine Filialkirche von Amstetten.

Das Schloss Hainstetten besteht noch als prächtiger Renaissancebau. Seine Besitzer wechselten oft. Im Februar 1931 erwarben die Schulschwestern von Amstetten das große Gut als Alterssitz der Schwestern und zum Betrieb einer Landwirtschaft.
Am bedeutendsten wurde die Veste Seisenegg. Sie vermochte vor der Klamm des Seiseneggerbaches die Umfahrungsstraße des Strudengaues zu sperren. Genaueres wissen wir von ihrer Geschichte aber erst ab der Mitte des 13. Jahrhunderts. Das große Adelsgeschlecht der Wallseer setzte sich, kaum dass es nach Österreich gekommen war, in den Besitz der Veste (1303). Nun wurde Seisenegg der Sitz eines Landesgerichtes, das im östlichen Teil des Bezirkes Amstetten die Schwerverbrechen abzuurteilen hatte. Der Galgen stand an der Reichsstraße, im Galgenlüss. Unter den späteren Besitzern sind besonders die Freiherren von Greiffenberg wichtig. Sie machten das ihnen untertänige Viehdorf durch die Förderung einer evangelischen Schule und den Bau des Pfarrhofes im 17. Jahrhundert zu einem Bollwerk des Protestantismus. Im Pfarrhof wirkten zwei Geistliche, sie hatten auch die Belange der Protestanten im nahen Markt Amstetten wahrzunehmen. Die Folge war, dass Viehdorf erst 1775 ein eigener katholischer Pfarrer zugestanden wurde. Das Schloss Seisenegg war unter den Greiffenberg ein Zentrum hoher evangelischer Adelskultur. Catharina Regina von Greiffenberg, eine begnadete Dichterin , schrieb geistliche Sonette. Unter dem Druck der siegreichen Gegenreformation wanderte sie 1680 nach Nürnberg aus. Es folgten in Seisenegg als Besitzer die Freiherren von Risenfels. Sie bauten das Hochschloss in seiner heutigen Gestalt aus und erwarben dazu einen höchst umfangreichen Grundbesitz. Der ging 1848 durch die Bauernbefreiung verloren. Zur selben Zeit verlor Seisenegg durch die Verstaatlichung der Gerichte seine Gerichtsbarkeit.

Um die Hebung der bäuerlichen Wirtschaftskraft machte sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine angesehene Landwirtschaftsschule in Edthof verdient.
Aus der barocken Pfarrkirche sind 1880 die barocken Werke entfernt worden. Dafür wurden ganz primitive Altäre aufgestellt. Die Kirche machte einen ärmlichen Eindruck. 1895 wurde die Kirche renoviert und neuromanische Altäre aufgestellt.

Durch einen großen Umbau 1965-1966 wurde die Pfarrkirche zu einer der schönsten Kirchen im Bezirk. Die Pfarrgemeinde kam für die Innenrenovierung auf, die Diözese für die äusseren Arbeiten. Der Altarraum wurde der neuen Liturgie angepasst, ein Querschiff mit einem Vorraum und einem Beichtzimmer errichtet, ebenso die Taufkapelle renoviert (siehe Pfarrchronik der Pfarrgemeinde Viehdorf/ € 7,--).